*Die Rezension zu der Autobiografie Becoming enthält Amazonlinks*
Sie kam aus einfachen Verhältnissen und schaffte einen glänzenden Abschluss in Harvard. Sie arbeitete in einer renommierten Anwaltskanzlei und verliebte sich in den süßen Praktikanten mit dem sperrigen Namen.
Von 2009 – 2017 bewohnte sie als erste farbige First Lady mit ihrem Mann, dem 44. Präsidenten der USA und ihren gemeinsamen Töchtern das Weiße Haus in Washington.
Barack und Michelle Obama galten oder gelten immernoch als die Rockstars der US-amerikanischen Politiksphäre, was ihrer beider Klugheit, Charisma und Charme zu verdanken ist.
Und wenn eine solche Frau nicht viel zu erzählen hat, dann weiß ich auch nicht.
Inhaltsverzeichnis
Becoming – Meine Geschichte von Michelle Obama
In ihrer im Herbst 2018 erschienen Autobiografie geht es der Autorin um das Werden und Entwickeln – Becoming. Darauf aufbauend ist das Buch in drei Teile aufgebaut:
- Becoming me
- Becoming us
- Last but not least: Becoming more
Erster Schritt: Becoming me
Michelle kam am 17. Januar 1964 als Michelle LaVaughn Robinson in Chigago zur Welt. Ihre Familie könnte man vielleicht der amerikanischen unteren Mittelschicht zuordnen. Die Eltern waren nicht besonders reich, aber dennoch konnte Michelle und ihrem Bruder eine solide Schulbildung finanziert werden. Das war damals wie heute für Afroamerikaner nicht unbedingt selbstverständlich.
Becoming us
Eine ehrgeizigere Studentin als Michelle kann man sich kaum vorstellen und als Anwältin war sie anscheinend auch nicht lockerer. Das wird verständlich, wenn man sich vor Augen führt, dass sie als farbige Frau gar keine andere Chance hatte, wenn sie beruflich weiterkommen wollte.
Als sie auf Barack Hussein Obama trifft, prallen Welten aufeinander. Auf der einen Seite die disziplinierte junge Anwältin, die ihre Notizzettel mit Hilfe von Farbmarkierungen ordnet. Auf der anderen Seite der flippige Student, der an seinem ersten Arbeitstag gleich einmal zu spät kommt.
Aber auch nach der Hochzeit bringt dieser Mann ihr Leben immer wieder durcheinander. Denn anstatt zu Hause bei ihr und bei den Kindern zu bleiben, treibt er sich in Illinois und später in den USA auf Wahlkampfveranstaltungen herum.
Dementsprechend leidet auch die Beziehung.
Becoming more
Als sie 2009 ins Weiße Haus zieht, ändert sich ihr Leben gründlich. Als First Lady hat sie zwar eine Bezeichnung, aber keinen offiziellen Job. Sie sucht sich selber etwas zu tun und engagiert sich für die Schulbildung von Mädchen und für eine gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen.
Ihr passiert manch ein Fauxpas, zum Beispiel, in dem sie die Queen Elisabeth in den Arm nimmt. Was man nicht tut. Und in dem sie breite Hüften hat, was immer wieder im Zusammenhang mit ihrem Outfit kritisiert wird.
Als dann die Familie Trump ihr Nachmieter im White House wird, scheint sie einerseits erleichtert.
Und andererseits empört.
Becoming – Meine Meinung
Ich lese nicht häufig Biografien oder Autobiografien, schon gar nicht von lebenden Personen.
Gerade Menschen, die derart im Brennpunkt der Öffentlichkeit stehen, wie Michelle Obama, kann man davon ausgehen, dass deren Lebenserinnungen eine geschönte Version der Wahrheit enthalten. Das muss auch gar nicht sein, dass man allzu private Details erfährt.
Dennoch kommen manche dieser Werke sehr weichgespült daher.
Mein erster Eindruck:
Da ich selbst aus einer sehr kleinen Familie stamme, haben großangelegte Familienrudel schon etwas sehr faszinierendes für mich.
„Arm, aber ehrlich. Und liebevoll.“ So umschreibt Michelle ihre Kindheit und ich wäre am liebsten mit dabei gewesen. Wahrscheinlich war nicht alles so rosig, schließlich erkrankte ihr Vater recht früh an Multipler Sklerose. Und mit Sicherheit waren die Repressalien gegenüber der schwarzen Bevölkerung ziemlich heftig.
Dennoch ist es immer schön, wenn man sich eine positive Erinnerung an seine Kindheit bewahrt.
Was mir gefallen hat:
Das Verhältnis zwischen dem Ehepaar Obama erinnerte mich in groben Zügen an meine eigene Ehe. Zwei eigenständige Menschen, die durchaus in der Lage sind, ihren eigenen Kopf zu benutzen, bilden eine Kampfgemeinschaft. Natürlich kracht es dann manchmal.
Aber es ist schön, dass die beiden ihre Beziehung haben retten können.
Ich fand es hochinteressant, wie sich ihr Leben als First Lady im Weißen Haus gestaltet hat. Im Prolog beschreibt sie, wie sie nach dem Amtswechsel in ihrem Häuschen in Washington sitzt und sich in der Küche eigenhändig ein Sandwich schmiert. Im Weißen Haus hätte sie einen Menschen gehabt, der für ihr Käsebrot zuständig gewesen wäre. Die Sicherheitsvorkehrungen, die für eine First Family bestehen, sind enorm. Es dürfen keine Fenster geöffnet werden, die Kinder werden von einem Bodyguard zur Schule und zum Eisessen eskortiert. Und wenn der entsprechende Security gerade nicht habhaft ist, dann muss das Mädel diese Verabredung verschieben.
Natürlich habe ich auf ein paar böse Worte gegen den Amtsnachfolger Trump gewartet. Und in einem Punkt war Michelle mehr als deutlich. Auch kann man zwischen den Zeilen lesen, dass die Wohnungsübergabe nicht so nett abgelaufen ist, wie damals mit George W. Bush und seiner Frau Laura.
Was mir nicht gefallen hat:
Die Familie war arm, aber liebevoll. Barack Obama ist sowas von intelligent. Sie ist sowas von ehrgeizig.
So oder ähnlich waren die Mantras, die immer wieder regelmäßig auftauchten.
Das und die übrige, bereits oben erwähnte Weichspülerei, die Michelle Obama mit ihren Lektoren zu Papier gebracht haben, waren in ihrer Fülle nur schwer zu ertragen.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich mich in jungen Jahren mit Michelle hätte anfreunden wollen oder können. Wahrscheinlich hätte sie mich als Kommilitonin unendlich genervt. Denn so ehrgeizig und diszipliniert bin ich zum Leidwesen meiner Eltern nie gewesen.
Aber ich musste es auch nicht sein. Die junge Mich schon.
Fazit:
Michelle Obama ist eine starke Frau und eine interessante Persönlichkeit, ganz ähnlich wie die Frau des französischen Präsidenten Brigitte Macron. Sie hat sehr viel Kraft, Energie und Zeit darauf verwendet, um das Beste aus sich zu machen – und es ist ihr auch gelungen. Und das ganz abgesehen davon, dass ihr Mann Präsident der Vereinigten Staaten gewesen ist.
Sie ist ganz klar eine Feministin. Und sie ist zugleich eine liebende Frau.
Ich mag ihre Ausstrahlung in den Medien. Sie ist mit ihren 1,80 Metern recht groß und sie ist keine Modeschönheit. Aber sie hat für sich einen Stil gefunden, der sie gemeinsam mit ihrem Charme einfach nur strahlen lässt.
Schaut euch dieses Video an und ihr wisst, was ich meine:
Wem könnte dieses Buch gefallen
- Allen Fans von Obama, egal ob Michelle oder Barrack
- Liebhabern von Autobiografien
Für wen wäre dieses Buch eher nicht geeignet:
- Fans von Donald Trump
- Leser, die mit Autobiografien nicht so sehr viel anfangen können
- Titel: Becoming – Meine Geschichte
- Autor: Michelle Obama
- Originaltitel: Becoming
- Übersetzung: Harriet Fricke. Tanja Handels, Elke Link, Andrea O’Brien, Jan Schönherr, Henriette Zeltner
- Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
- Verlag: Goldmann Verlag (13. November 2018)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3442314879
- ISBN-13: 978-3442314874
- Preis Stand Januar 2019: 19,99 Euro (Kindle), 26,00 Euro (Gebundenes Buch mit vielen interessanten privaten Fotos), 17,64 Euro (Hörbuch, gelesen von Katrin Fröhlich), 16,45 Euro (MP3-CD, auch Katrin Fröhlich)
- Bestelllink Amazon
(Alle Angaben ohne Gewähr)
***
Wie findet ihr denn Michelle Obama so? Seid ihr vielleicht sogar regelrechte Obama-Fans?
Hinweis: Dieser Artikel erschien ursprünglich auf meinem Blog Frau Sabienes.
Text: Becoming. Meine Geschichte – Die Autobiografie von Michelle Obama ©sabienes-welt.de
Alle Fotos: Becoming. Meine Geschichte – Die Autobiografie von Michelle Obama ©sabienes-welt.de