*Dieser Artikel enthält Amazonlinks*
Nach der Aufklärung etlicher spektakulärer und kniffliger Fälle läuft die Privatdetektei von Cormoran Strike und seiner Geschäftspartnerin Robin Ellacott ganz ausgezeichnet. Als Strike gebeten wird, in einem vierzig Jahre alten Vermisstenfall zu ermitteln, ist aber sein Ehrgeiz geweckt.
Damals verschwand die Ärztin Margot Bamborough auf dem Weg von ihrer Praxis zu einem Treffen mit einer Freundin spurlos. Sie hinterließ einen gebrochenen Ehemann und ihre damals noch kleine Tochter Anne, nun die Auftraggeberin. Nach so langer Zeit scheint eine Ermittlung in einem solchen Cold Case aussichtslos. Viele der Zeitzeugen sind nicht mehr am Leben. Zwischen anderen herrscht seit Jahren böses Blut. Und der damalige Ermittler verlief sich während seiner Nachforschungen in auf auf Sternzeichen und schwarzmagischer Symbolen basierenden Theorien.
Ist Doktor Bamborough einfach durchgebrannt oder wurde sie doch ein Opfer des sadistischen Frauenmörders Daniel Creed, der damals sein Unwesen trieb?
Inhaltsverzeichnis
Die Cormoran-Strike-Reihe von Robert Galbraith
Dass hinter dem Pseudonym Robert Galbraith die begnadete Autorin Joanne K. Rowling steckt, weiß inzwischen wohl jedes Kind. Dennoch hat es ihr Alter ego mit seinen Werken zu einer eigenen Webseite gebracht.
Seither sind aus dieser Reihe vier Bände erschienen:
Den vierten Band – Weißer Tod – habe ich euch bislang rezensionstechnisch unterschlagen. Ich werde dies aber irgendwann noch nachholen.
Böses Blut – Meine Meinung
Die Fälle und Lösungswege in den bisherigen Cormoran-Strike-Krimis waren eigentlich immer sehr knifflig. Aber diesmal müssen Cormoran und Robin wirklich jeder noch so vagen Aussage oder Deutung hinterherrätseln. Das ist sehr aufwändig und eigentlich haben sie gar keine Zeit für einen Auftrag, dessen Erfüllung und Auflösung mehr als ungewiss ist.
Die Protagonisten Cormoran und Robin
Cormoran trauert um den Krebstod seiner Tante in Cornwall. Außerdem wird er von der Familie seines Vaters, dem Musiker Jonny Rokeby wegen einem Familientreffen bedrängt. Auch die immerwährende Charlotte, seine Ex-Verlobte und Hochleistungs-Bitch aus besserer Gesellschaft meldet sich einmal wieder zu Wort.
Robin wächst mehr und mehr über sich hinaus. Es ist schön zu lesen, wie sie sich aus dem zarten Büromäuschen, das sie eigentlich nie gewesen ist, zu einer selbstbewussten und toughen Ermittlerin entwickelt.
Den karrieregeilen Matthew, ihren Ex-Verlobten und Ex-Ehemann, konnte sie gewinnbringend bei dessen heimlicher Geliebten loswerden. Naja, ganz so sieht sie dies natürlich nicht. Aber mit jedem Schritt, mit dem sie sich von aus ihrem früheren Leben verabschiedet, überholt sie immer wieder ein bisschen ihren Chef-Geschäftspartner Cormoran.
Inzwischen knistert es stärker als je zuvor zwischen den zweien. Sie wissen beide, dass sie füreinander die besten Freunde sind. Aber wäre es vernünftig, daraus eine Liebesbeziehung zu basteln?
Damit hadert wohl auch die Autorin und zwar wirklich episch lange. Szenenweise fühlt man sich an Harry Potter im fünften Band (Der Orden des Phönix) erinnert. Damals erlebte Uns-Harry die Freuden und Leiden einer ersten Liebe zu einer gewissen Cho Chang, was den ansonsten geneigten Leser zum Querlesen verurteilen wollte.
Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte: Mit ein bisschen weniger Grübeleien über die Liebe und die Welt hätte man diesen immerhin mehr als 1000 Seiten starken Band enorm kürzen können.
Mein Fazit
Auch diesmal haben wir hier wieder einen soliden WhoDoneIt-Krimi in bester britischen Manier. Dabei weißt die Story auch wieder etliche Hardboiled-Elemente auf. Der Fall ist wirklich äußerst knifflig. Natürlich löst Cormoran letztendlich das ganze Rätsel mit Bravour auf. Allerdings hat mich diese Lösung ein bisschen unbefriedigt zurück gelassen. Denn gemessen an der ganzen vielen Arbeit erwies sich die Schuldfrage dann doch als mehr oder weniger banal.
Als angenehm finde ich es, dass man als Leser nicht die Vorgänger kennen muss. „Was bisher geschah“ wird fast zu lang und zu breit wiederholt.
Aber abschließend betrachtet halte ich „Böses Blut“ für einen der besten Kriminalromane aus dieser Reihe. Er ist spannend, facettenreich und brillant geschrieben.
Böses Blut gegenüber Joanne K. Rowling
Die Autorin hat sich mit einigen politisch nicht ganz korrekten Aussagen zur Gender-Thematik in die Kritik der britischen Queer-Gemeinde gebeamt. Da sie in diesem Band den Hannibal-Lector-Verschnitt Dennis Creed dann auch noch als eine Person beschreibt, die gerne Frauenkleider trägt, war dann Schluss mit lustig. Man bezeichnete sie öffentlich als queer- und transfeindlich oder homo- und transphob. Es soll wohl auch Videoclips gegeben haben, in denen öffentlich ihre Bücher verbrannt worden sind.
Ich persönlich halte dies für Unsinn. Diese Sache mit den Frauenkleidern am bösen Verbrecher nimmt wirklich sehr wenig Raum ein. Und es macht die Sache ja auch nicht besser, wenn man Straftätern vor lauter Angst, jemand zu beleidigen, dann EXTRA keine queeren Ansätze zuschreiben würde.
Aber vielleicht könnte man noch dazu lernen.
Wem könnte dieses Buch gefallen?
- Freunde von hervorragend geschriebener Kriminalliteratur
- Leser, die bereits die vorherigen Bände geliebt haben
- Leser, die sich innerhalb der britischen Kultur und Lebensart wohlfühlen
Für wen wäre dieses Buch eher nicht geeignet?
- Leser, die empfindlich auf die Gender-Thematik reagieren
- Alle Leser, die Kriminalfälle und Thriller bevorzugen, die mit komplizierter Kriminaltechnik aufwarten
- Leser, die Bücher mit weniger als 500 Seiten bevorzugen
Bibliografisches zum dem Kriminalroman „Böses Blut“
- Titel: Böses Blut
- Originaltitel : Troubled Blood (Cormoran Strike 5)
- Autor: Robert Galbraith, Wurlf Bergner, Christoph Göhler, Kristof Kurz (Übersetzung)
- Herausgeber : Blanvalet Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (14. Dezember 2020)
- Sprache : Deutsch
- ISBN-10 : 3764507683
- ISBN-13 : 978-3764507688
- Originaltitel : Troubled Blood (Cormoran Strike 5)
- Preis Stand Januar 2021: 19,99 Euro (Kindle), 26,00 Euro (Gebundenes Buch), 17,89 Euro (Audio-CD, gelesen von Dietmar Wunder)
- Bestelllink Amazon
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Cormoran Strike als BBC-Serie
Ich hatte es bereits in der Rezension zu „Der Ruf des Kuckucks“ erwähnt, dass die ersten drei Bände als BBC-Serie verfilmt wurden.
Inzwischen habe ich mir alle drei Teile angesehen und ich kann euch versichern, dass sie wirklich jede Minute und jeden Cent wert ist. Mit den Darstellern Tom Burke (Cormoran Strike) und Holliday Grainger (Robin Ellacott) haben die Filmemacher die absolute Bestbesetzung für diese beiden besonderen Protagonisten gefunden.
Soweit ich gehört habe, gibt es bereits eine englische Originalfassung des vierten Bandes. Es wird also Zeit, dass ich diese Ausgabe noch mal lese, damit ich euch rechtzeitig eine Rezension schreiben kann.
- Preis Stand Januar 2021: 12,36 Euro (DVD), 19,99 Euro (Amazon Prime)
- Bestelllink Amazon
(Alle Angaben ohne Gewähr)
***
Natürlich wurde dieses Buch auch von anderen Buchbloggern gelesen und rezensiert. Eine sehr interessante Betrachtung zu der sprachlichen Qualität der Übersetzung findet ihr auf Monerls Bunte Welt.
Welche Bücher aus der Cormoran-Strike-Reihe kennt ihr bereits? Wie haben sie euch gefallen?
Vorschau auf die nächsten Artikel
Am 28. Januar gebe ich auf meinem Blog MondYoga die Asana des Monats aus.
Wie es hier weiter geht, bin ich mir noch sehr uneins. Aber ihr werdet es noch erfahren!
***
Text: Böses Blut – Band 5 der Cormoran-Strike-Reihe von Robert Galbraith ©sabienes-welt.de
Alle Fotos: Böses Blut – Band 5 der Cormoran-Strike-Reihe von Robert Galbraith ©sabienes-welt.de
Hey,
sehr schön, dass du nun auch eine Rezension geschrieben hast. Grundsätzlich sind wir uns einig, außer, dass mich die vielen Seiten nicht gestörth aben. :-D Wenn ich so um mich und zurück blicke, sehe und erinnere ich mich an viele solch epischen Geschichten, bis die beiden endlich zueinander gefunden haben oder sich ihrer Gefühle bewusst geworden waren.
Auch ich finde, dass dies der beste Band der Reihe ist. Die Autorin entwickelt sich immer noch weiter, das ist sehr schön.
Dass dieses Buch im Vorfeld bzgl. der Transszene verrissen wurde, kann ich nicht verstehen. Es wird im Buch keine dieser Anschuldigungen, dass Rowling mit ihrem Buch Trans-Menschen negativ darstellt, bestätigt.
Da du (leider) keine Sterne vergibst, bin ich unsicher, wie ich deine Rezension einordnen soll. Sind das eher 3 Sterne? Ich verlinke immer mit Kennzeichnung und farblichem Hinweis, in welche Kategorie die verlinkte Rezi gehört. Wäre nett, wenn du mir hierzu noch was sagst.
Danke und liebe Grüße,
monerl
@monerl: Joanne K. Rowling war wohl im Vorfeld mit einigen Bemerkung in der Queerszene missliebig aufgefallen. Und man ist da wohl hochsensibel. Aber ich kenne auch nicht alle Seiten.
Ich vergebe prinzipiell keine Sterne. Täte ich es, dann würde dieses Buch die Maximalzahl aller möglichen Sterne erhalten. Ich weiß aber nicht, was du mit der Kategorie der verlinkten Rezi meinst. „Kategorie Krimis und Thriller“ oder „Kategorie Rezension von einem Laien“? ;-)
LG
Sabiene