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Mitten im vorweihnachtlichen Reykjavík werden zwei Teenager entführt und kurze Zeit später grausam ermordet aufgefunden. Die beiden, ein Junge und ein Mädchen, gingen auf verschiedene Schulen, hatten keinerlei Kontakt zueinander und keine gemeinsamen Freunde. Aber einen Umstand haben sie doch gemein: Der Täter verschickt über den Instant-Messaging-Dienst Snapchat Handyfotos ihres Martyriums an die Freunde auf ihrer jeweiligen Freundesliste. Da die ersten Ermittlungen im schulischen Bereich und im Freundeskreis der Opfer stattfinden, holt sich der Ermittler Hulda einmal wieder die Kinder- und Jugendpsychologin Freyja mit ins Boot. Wie üblich bei solchen Gelegenheiten ist diese von der Zusammenarbeit mit dem Macho nicht besonders begeistert.
Und da der Täter seine Opfer mit den Nummern zwei und drei versehen hat, stellt sich allen an der Ermittlung Beteiligten die Frage: Wer ist das Opfer Nummer eins?
Inhaltsverzeichnis
Die Autorin Yrsa Sigurdardóttir
Die isländische Krimiautorin hier habe ich mit ihrer Krimireihe rund um die Rechtsanwältin Þóra Guðmundsdóttir kennen und lieben gelernt. In einer Rezension auf diesem Blog und bei einer auf Frau Sabienes habe ich sie euch bereits vorgestellt.
Nach sechs Bänden mit der sympathischen und chaotischen Þóra war dann Schluss mit dieser Serie. Ein Umstand, den ich zwar gut verstehen kann, aber dennoch sehr bedauert habe. Mit den Titeln SOG, DNA, und nun RIP, hat sie eine neue Krimireihe mit dem Kommissar Hulda und die Psychologin Freyja erschaffen. Leider habe ich mich mit den ersten beiden Titeln nie wirklich anfreunden können.
Den vorliegenden Thriller RIP habe ich mir mehr aus Wohlwollen gekauft. Aber letztendlich übertraf aber wirklich meine Erwartungen.
RIP – Meine Meinung
Gerade die Behandlung des Kernthemas hat mich sehr gefesselt.
Mobbing in
Im Zusammenhang mit den Morden hat das Thema Mobbing einen hohen Stellenwert.
Gemobbt wurde ja schon immer – egal, ob in der Schule, am Arbeitsplatz oder bei anderen Gelegenheiten. Nur nannte man dies früher anders und es hatte längst nicht die Brisanz, die es heute hat. Aber im Zeitalter des Internets und der Sozialen Medien haben diese Schikanen ganz neue, heftige Dimensionen erhalten. Und diese globale Verbreitung von Hetze und Häme ist für die Betroffenen natürlich überaus verletzend. Die soziale Ausgrenzung ist mehr als tragisch, gerade für Jugendliche. In diesem Buch fand ich die Schilderung der Hilflosigkeit sehr bedrückend, die nicht nur die Opfer empfinden, sondern auch die der Eltern und Lehrer.
Sehr gut finde ich auch, dass die Autorin das Mobbing nicht nur auf Jugendliche im schulischen Umfeld begrenzt.
Freyja kämpft als erwachsene Frau immer wieder mit ihren Kindheitserinnerungen, als sie damals Mobbing ausgesetzt war.
Und im Polizeipräsidium von Reykjavík ist man ganz gut dabei. Besonders der skandalträchtig degradierte Kommissar Hulda ist dem ausgesetzt. Von seinem zartbesaiteten Kollegen Guðlaugur ganz zu schweigen.
RIP – Die Thriller-Story
Erwartungsgemäß ist die Thriller-Story nichts für schwache Nerven. Die Morde ist wirklich sehr brutal, zumal hier Jugendliche, fast Kinder getötet werden.
Da Yrsa eine überaus gute Erzählerin ist, sind die Szenen jenseits des Mordgeschehens immer wieder interessant und geben tiefe Einblicke in die Psyche der Personen.
Die Aufklärung der Verbrechen gestaltet sich als recht schwierig, die Hintergründe der Taten enträtseln sich den Ermittlern, wie dem Leser nur sehr zögerlich. Zumal etliche der Beteiligten sich einer Art Omertà verpflichtet zu haben scheinen.
Und wir haben hier zum Schluss einen Cliffhanger, was ich persönlich meistens mag. Und in diesem Fall ist er doppelt tragisch. Denn es fehlte uns ja noch das Opfer Nummer Eins.
Mein Fazit zu RIP:
Es gibt wirklich nichts, was ich an diesem Thriller zu bemängeln haben könnte. Höchstens vielleicht der Umstand, dass einem die isländischen Namen in der Hörbuchversion nur schwer ins Ohr gehen. (Für diese Rezension habe ich mir die Schreibweise von anderen Internetseiten kopiert) Naja. Es gibt ein paar wenige Ungereimtheiten. Aber um die jetzt näher zu erklären, müsste ich hier spoilern und das will ich ja nicht.
Übrigens ist es nicht notwendig, die vorherigen Bände zu lesen. Gewisse Eckdaten werden nämlich immer geschickt eingefädelt. Wobei einem vielleicht in diesem Fall die Besonderheit der Beziehung zwischen Hulda und Fryja nicht ganz klar sein wird.
Unterm Strich erhält der Island-Thriller RIP von Yrsa Sigurdardóttir meine uneingeschränkte Leseempfehlung!
Wem könnte dieses Buch gefallen?
- Liebhaber von handwerklich gut gemachten Krimis aus Skandinavien und Island
- Alle Fans von Yrsa Sigurdardóttir
- Alle Leute, die von Island schwärmen
- Leser, bei denen ein ordentlicher Thriller auch mit einem ernsten Hintergrund ausgestattet sein darf.
Für wen wäre dieses Buch nicht geeignet?
- Leser, die es nicht gerne so blutig mögen
- Leser, die Thriller gar nicht blutig genug sein kann
- Mobbingtäter
- Aktuelle Mobbingopfer (Wobei der hier zu lesende Tipp, sich sofort einen Anwalt zu suchen, gar nicht so schlecht ist. Ansonsten vermute ich, dass ein aktuell Betroffener von der Story sehr mitgenommen sein könnte.)
Bibliografisches
- Titel: R.I.P
- Originaltitel: R.I.P./ Aflausn
- Autor: Yrsa Sigurdardóttir, Anika Wolff (Übersetzung)
- Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
- Verlag: btb Verlag (24. Juni 2019)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3442756650
- ISBN-13: 978-3442756650
- Preis Stand November 2019: 20,00 Euro (Gebundenes Buch), 14,99 Euro (Kindle), 24,16 Euro (Hörbuch, gelesen von Dietmar Wunder)
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(Alle Angaben ohne Gewähr)
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Kennt ihr die Bücher von Yrsa Sigurdardóttir? Wie gefallen sie euch, seid ihr auch ein Fan, so wie ich? Noch eine Frage: Nutzt ihr eigentlich Snapchat?
Hinweis: Dieser Artikel erschien ursprünglich auf meinem Blog Sabienes Traumwelten.
Text: RIP – Ein Thriller aus Island von Yrsa Sigurdardóttir ©sabienes-welt.de
Alle Fotos: RIP – Ein Thriller aus Island von Yrsa Sigurdardóttir ©sabienes-welt.de