*Dieser Artikel enthält Namensnennung*
Ich glaube, in jeder Kultur gibt es Dinge, die man einfach mögen MUSS.
Mag man sie nicht, gehört man zu der Sorte soziopathischer, emotional völlig unangepasster Personen, die weder kreditwürdig sind, noch das man mit ihnen ein Bier trinken würde.
In unserem Kulturkreis dürfte es sich bei den absoluten Highlights der Dinge (oder Personen oder Sachverhalte), die man mögen muss um folgendes handeln: süße Katzenbilder, weiße Weihnachten und das Miniatur Wunderland in Hamburg.
Letzteres habe ich nun besucht und … war gelangweilt.
Inhaltsverzeichnis
Das Miniatur Wunderland in Hamburg
Das Miniatur Wunderland ist eine Art Ausstellung in einem Gebäude der historischen Speicherstadt in Hamburg und beherbergt die größte Modelleisenbahn der Welt. Laut Wikipedia liegen hier auf 1490 Quadratkilometer insgesamt 15,4 Kilometer Gleise, auf denen 1040 Züge verkehren; dazu kommen noch Flächen mit Flugverkehr, Straßen- und Schiffsverkehr. Die einzelnen Bahnkilometer sind in verschiedene Themenabschnitte unterteilt. Man kann den Zugverkehr in den Alpen oder in Nordamerika bewundern und sieht Containerschiffe in Kiruna, Schweden vor Anker gehen und auf dem fiktiven Flughafen Knuffingen starten und landen etliche Flugzeuge.
Dazu gibt es auch noch Sonderausstellungen.
Ein Gefühl von Langeweile
Ich hatte in Hamburg nur ein paar Stunden Freizeit und wollte endlich einmal die gruselige Hamburg Dungeon besuchen. Aber in Anbetracht der Riesenschlange, die dort auf Einlass wartete, entschloss ich mich, nach nebenan, ins Miniatur Wunderland zu gehen. Schließlich wurde mir schon mehrfach von dieser Ausstellung vorgeschwärmt.
Bereits der Eingangsbereich in diesem alten Speicherhaus gefiel mir nicht. Der Gang durch die nach Pommesfett riechende Cafeteria empfand ich als trostlos.
Und als mir im ersten Raum die Helene Fischer ganz atemlos entgegen plärren musste, hätte ich am liebsten wieder auf dem Absatz kehrt gemacht. In einer Sonderausstellung hatte man nämlich wegen einem „Ein-Herz-für-Kinder“-Benefiz-Dingsbums eines ihrer letzten Konzert aufgebaut samt original Video Clip.
Die Arbeit, die die Techniker damit hatten, kann man aber schon mal honorieren:
Daneben befanden sich zwar höchst interessant, aber thematisch unpassend, sechs Dioramen, in denen die Entwicklung einer mitteleuropäischen Landschaft über die Jahrtausende hinweg dargestellt wurde. Aber weil mir die Musik zu penetrant wurde, bin ich dann weiter.
Einmal schlendern durch das Miniatur Wunderland
Und so schlenderte ich an einer Miniaturausgabe von einem idealisierten Italien, den Alpen, Hamburg, USA, Skandinavien und mehr vorbei. Das ist schon faszinierend, mit welcher Detailtreue gearbeitet wurde, um die einzelnen Szenen darzustellen. Man sieht zum Beispiel sogar die Fliegenpilze im Wald. Aber nur wenn man Glück hat! Denn rund um Hamburg stehen die Hamburger rum und staunen; rund um die USA stehen die Amis und staunen.
Und um eine nächtliche Atmosphäre zu demonstrieren wird es zwischendurch immer wieder dunkel und man sieht gar nicht mehr viel. Und natürlich sieht man immer wieder Züge vorbeiflitzen oder an Bahnhöfen stehen bleiben.
Mitunter beschlich mich ein nicht zu ignorierendes Gefühl der Langeweile. Denn warum sollte mich ein Zug, der getreu im Maßstab 1:87 (was der Nenngröße H0 entspricht) vom Hocker reißen, wenn echte Züge viel aufregender sind?
Mein persönliches Desinteresse
Mein persönliches Desinteresse an einer solchen Kunst liegt vielleicht darin begründet, dass ich niemals in meinem Leben eine Miniatureisenbahn besessen habe.
Und weil auch die Kindheit meiner Jungs komplett frei von solchen Dingen gewesen war, ist mir ist die Faszination Modellbau ziemlich unergründlich.
Aber nicht ganz! Denn im Legoland habe ich tatsächlich immer wieder (Lego-)Bauklötze gestaunt. Und genau genommen finde ich solche Installationen viel schwieriger, weil man durch die Form der Bauelemente mit einer gewisse Begrenzung auskommen muss. Dadurch kann man also nur die „Lego-Version“ des Empire State Buildings bauen, die nie ganz hundertprozentig dem Original entspricht.
Und dies allein birgt für mich eine gewisse Form der Originalität.
Beim Miniaturbau oder Modellbau hingegen geht es um eine möglichst maßstabs- und detailgetreue Wiedergabe der Wirklichkeit. Dies setzt natürlich ein gewisses Maß an Penibilität und Akkuratesse voraus. Ich weiß, dass dies für sehr viele Menschen etwas ganz besonders Tolles ist.
Aber leider nicht für mich.
Doch eins weiß ich nun genau: Bei meinem nächsten Besuch in Hamburg schaue ich mir die Dungeon an. Aber wenn ihr trotz meines Artikels das Miniatur Wunderland besuchen wollt (vielleicht gefällt es euch ja), dann findet ihr unter diesem Link weitere Informationen.
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Habt ihr das Miniatur Wunderland schon einmal besucht? Wie hat es euch gefallen?
Hinweis: Dieser Artikel erschien ursprünglich auf meinem Blog Sabienes Traumwelten.
Text: Das Miniatur Wunderland in Hamburg und die Langeweile ©sabienes-welt.de
Alle Fotos: Das Miniatur Wunderland in Hamburg und die Langeweile ©sabienes-welt.de