*Der Artikel zum Thema Bin noch da enthält Amazonlinks*
Moritz scheint mit seinen 38 Jahren ganz gemütlich im Leben angekommen zu sein. Er hat eine richtig tolle Partnerin, einen kleinen süßen Sohn und Freunde, auf die er sich verlassen kann. Und seine gutgehende Espressobar befindet sich in einer angesagten Gegend einer netten Stadt. Dabei haben es Moritz und seine Schwester Nina nicht immer leicht gehabt, denn ihre Eltern waren unnahbar und herzlos. Der Vater, unfreundlich, streitsüchtig und alkoholkrank und der apathischen und desinteressierten Mutter sind es zu verdanken, dass Moritz an seinem 18. Geburtstag das Elternhaus auf Nimmerwiedersehen verlassen hat.
Und nun steht ausgerechnet nach so langer Zeit der Vater an der Theke seiner Bar und proklamiert mit der bekannten Leichenbittermiene: „Bin noch da!“
Ach ja. Und die Mutter ist tot.
Seit ein paar Wochen.
Moritz bleibt nichts anderes übrig, als sich mit seiner Kindheit und Jugende auseinanderzusetzen und sich sich gleichzeitig um seinen schon recht klapprigen Vater zu kümmern.
Und er muss mit seiner Schwester Nina Kontakt aufnehmen.
Aber die lebt ja in Amerika.
Inhaltsverzeichnis
Sven Stricker
Den Autor habe ich bereits anlässlich meines Buchtipps des Krimis „Sörensen hat Angst“ vorgestellt. Und mehr muss man über ihn gar nicht sagen, denke ich. Der vorliegende Roman bezieht sich natürlich nicht auf die Sörensen-Geschichte. Aber er soll (so einige Rezensenten) zu Strickers sehr frühen Werk „Mensch, Rüdiger!“ zu passen. Diesen Roman kenne ich zwar nicht, aber ich empfehle ihn hiermit blind.
Bin noch da – Meine Meinung
Dies ist ein Buch über Generationenkonflikt und solche Themen berühren mich immer sehr. Das besonsere für mich war der Umstand, dass hier nicht Bezug auf die 50er-60er-70er-Jahre genommen wurde, als der Krieg noch nicht so lange vorbei war und Woodstock nach Freiheit klang.
Dise familiäre Katastrophe nahm in der Mitte der 80er Jahre ihren hässlichen Anfang.
Man kann Moritz aber dennoch als Kriegsenkel bezeichnen, denn die Schrecken der Nazizeit und des Kriegs trägt sein Vater Karl Heinz mit sich herum.
Wenn man den Kontakt abbricht
Wenn Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen oder umgekehrt, ist das immer sehr tragisch und geschieht fast nie ohne gewichtige Gründe. Und egal, wie groß die Verletzungen gewesen sind und wie sie ausgesehen haben, wird man das Durchgestande es nie los.
Denn die meisten Kinder suchen nach Versöhnung – bewusst oder unbewusst.
Und man wird sich sein Leben lang Gedanken darüber machen, was man von seinen Eltern wohl ererbt oder per Erziehung übernommen hat und sich mit diesen Anteilen – unschön oder schön auseindersetzen müssen.
Ich muss es wissen. Ich habe das selbst erlebt.
Vererbt oder anerzogen oder der freie Wille?
Sven Stricker lässt seinen Protagonisten sehr viel Raum, sich innerhalb weniger Tage zu entwickeln. Zuerst ist er noch der smarte Barista, auch wenn er schon lange ein heimlicher Zyniker ist.
Dann betritt sein Vater das Feld. Aber trotz all der vielen Gemeinheiten, die er als Kind hat ertragen müssen und trotz des neuerlichen Spotts hat er genügend Verantwortungsbewusstsein, um sich um den alten Kauz zu kümmern. Denn verdient hat er es nicht.
Und irgendwann muss er zugeben, dass er genauso unaustehlich sein kann, wie dieser.
Sind solche Verhaltensweisen vererbt worden? Oder anerzogen?
Vielleicht alles miteinander. Oder wie es so schön in dem Buch heißt:
„Dein Sohn ist wieder ein neuer Planet. Gemacht aus der Erde von alten Planeten, aber dennoch: Was darauf wächst, ist nicht planbar. Die Karten werden neu gemischt, jedes Mal.“
Sven Stricker – Bin noch da
Fazit zu „Bin noch da“
Wir haben hier einen schönen und temporeich erzählten zeitgenössischen Roman. Trotz aller Tragik empfand ich ihn als angenehm skurill und musste häufig schmunzeln. Bis auf einige viel zu sentimental erzählten Szenen fand ich die Geschichte logisch und gut gemacht. Es hat mir auch gut gefallen, dass die Geschichte letztendlich zu einem guten Ende führt. Sehr tragisch finde ich aber den Lebensweg von Nina, die in meinen Augen die Verliererin der ganzen Angelegenheit ist
Der Vergleich mit dem von mir beschriebenen Roman „Vaters Wort und Mutters Liebe“ liegt nahe. Aber bei Sven Stricker kommen alle ein bisschen besser weg.
Wer will, kann mir das Design von dem komischen Buchcover erklären. Ansonsten kann ich euch dieses Buch nur empfehlen.
Wem könnte dieses Buch gefallen?
- Leser, die liebevolle und witzige Romane lieben
- Leser, denen der flotte Stil von Sven Stricker gut geflällt
- Menschen, die ähnliches erlebt haben
Für wen wäre dieses Buch nicht geeignet?
- Leser, die ihren Lesestoff aus den aktuellen Bestsellerlisten entnehmen
- Alle, die den Autor Sven Stricker nicht von seiner Kunstfigur Sörensen trennen können (Frustgefahr!)
- Menschen, die ähnliches erlebt haben (und bei denen es noch weh tut)
Bibliografisches zu dem Buch „Bin noch da“
- Titel: Bin noch da
- Autor: Sven Stricker
- Herausgeber : Rowohlt Taschenbuch; 1. Edition (18. August 2020)
- Sprache : Deutsch
- Broschiert : 448 Seiten
- ISBN-10 : 3499001950
- ISBN-13 : 978-3499001956
- Preis Stand Oktober 2023: 18,00 Euro (Paperback); 9,99 Euro (Kindle), 19,95 Euro (Hörbuch, gelesen von Sven Stricker)
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(Alle Angaben ohne Gewähr)
Berühmte letzte Worte
Wie hat euch mein Buchtipp gefallen? Und würdet ihr dieses Buch lesen? Wie gesagt, kann ich es euch nur empfehlen.
Vorschau auf die nächsten Artikel
Morgen startet von der berühmten Frau Sympatexter eine Blogaktion namens Blogtoberfest. Ich bin mit an Bord, diesmal allerdings mit meinem Blog MondYoga. Das ist zugegeben sein neues Vorgehen und ich bin mal gespannt, wie sich das für mich anfühlen wird. Der zugehörende Artikel wird dann auf diesem Blog am Freitag, den 20. Oktober veröffentlicht werden.
Hier ist dann erst mal Sendepause bis zum 7. November. Dann veröffentliche ich meinen Monatsrückblick DreimalDrei.
Stay cool!
Text: Bin noch da – Ein Generationenkonflikt von Sven Stricker ©sabienes-welt.de
Alle Fotos: Bin noch da – Ein Generationenkonflikt von Sven Stricker ©sabienes-welt.de
Danke für Deine Empfehlung. Das Buch kommt auf meine Leseliste.
@Ines: Deine Meinung würde mich interessieren!
LG
Sabiene
Klingt nach einem spannenden Buch, danach werde ich mal Ausschau halten, denn ich habe nächste Woche Urlaub ;-) LG Romy
Danke für die Vorstellung Sabienes!
Liebe Grüße!