Habe ich eigentlich schon erzählt, dass wir im März beinahe nach Zypern geflogen wären?
Diese östlichste aller Mittelmeerinseln liegt zwar nicht unbedingt auf meiner Nice-To-Visit-List oder Must-Go-To-List oder wie immer man solche Aufzählungen auch nennen mag. Doch Sizilien stand im letzten Jahr auch auf keiner derartigen Liste. Aber Anfang des Jahres hatten wir ein unwiderstehliches Angebot für eine 7-tägige 5-Sterne-Studienreise erhalten.
Kostenpunkt sensationell ab 199 Euro statt 1.199 Euro.
Inklusive Flug.
Die Zahl der Teilnehmer ist begrenzt!
Ich habe dieses Angebot erst einmal geprüft. Dabei kam ich auf die Idee, dass ich mich einmal über das Thema Billigreisen bloggen könnte.
Denn tatsächlich habe ich mit solchen Reisen bereits Erfahrung gemacht!

Sie haben gewonnen! Eine Billigreise in die Türkei!

2009 gewann bei einem Preisausschreiben eine Freundin von mir eine Rundreise in die Türkei. Die Bedingungen waren ganz ähnlich, wie bei der oben erwähnten Zypernreise. Für etwa 100 Euro Aufpreis durfte ich mitfahren, mit dem Ausflugspaket und der wählbaren Vollpension (beides zusammen kam auch noch mal auf ca. 250 Euro) erlebten wir sieben herrliche Tage an der türkischen Adria.
Wir haben Antalya gesehen, Alanya, das Grab des Heilgen Nikolaus in Myra, die weißen Sinterterrassen in Pamukkale und noch vieles mehr. Wir haben in drei sehr guten Hotels gewohnt, super Essen serviert bekommen und wurden von einem deutschsprachigen Reiseleiter bgleitet.
Dazu kamen die absolut sensationellen (*Satire*) Besuche einer original türkischen Schmuckfabrik, einer Teppichfabrik und einer Lederfabrik! Darüber wussten wir zwar im Vorfeld bereits Bescheid. Was wir aber nicht wussten war, dass die Busfahrten zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten und Hotels so organisiert war, dass wir keine Chancen hatten, diese Verkaufsveranstaltungen zu umgehen. Denn was will man in einer Industrielandschaft im Nirgendwo zwischen Antalya und Izmir?

Unser Glück war, dass wir mit unseren Mitreisenden eine dermaßen tolle Truppe bildeten, die jedes Verkaufsgespräch mit sehr viel Humor im Keim erstickt hat. 
Gut für uns, aber schlecht für die überambitionierten Verkäufer von völlig überteuerten Waren.

Billigreisen – Abzocke oder interessantes Schnäppchen?

So langsam wird es wohl auch dem letzten Verbraucher klar geworden sein, dass es nichts – GAR NICHTS! – umsonst gibt. Und eine 7-tägige Reise mit Flug und Unterkunft in 5-Sterne-Hotels war im Jahr 2009 genauso wenig für ein paar 100 Euro zu kriegen, wie heutzutage. Da stellt sich natürlich die Frage, wie sich für die Veranstalter ein solches Angebot überhaupt rechnen kann.

Tote Hose in der Nebensaison

Die Reisen führen meistens in Destinationen wie Türkei, Zypern, Kroatien oder Kreta und laufen immer nach den gleichen Mustern ab.
Die günstigsten Preise werden hauptsächlich in der Nebensaison angeboten, also zu Zeiten, in denen gerade in solchen Ländern tote Hose herrscht. Es kann dann kalt, regnerisch und windig sein. Also kein typisches Wetter für einen Strandurlaub oder ein Leben am Hotelpool. Für eine Studienreise können solche Bedingungen aber kein Nachteil. Und gegen eine Landschaft, die von der Sommerhitze noch nicht ausgedörrt ist, ist auch nichts einzuwenden.

Arbeitslose Kellner

Zugleich ist die Nebensaison für die Menschen vor Ort eine harte Zeit. Die meisten arbeiten in den Urlaubshochburgen im Fremdenverkehr. In der Todeszone jenseits der Hauptsaison sind Kellner, Köche, Verkäufer, Fahrer und so weiter arbeitslos. Deswegen werden solche Reisen von den jeweiligen Ländern subventioniert, um die Menschen in Lohn und Brot zu halten.

Neue Hotels

Während meiner Türkeireise waren wir drei Tage lang in einem funkelniegelnagelneuen Hotel untergebracht. Das ist schon von Vorteil für den Betreiber, wenn seine Gäste das Gebäude quasi „trockenwohnen“ und mit denen die Abläufe getestet werden können.

Die Abzocke

Die Abzocke, die in den Verkaufsräumen von Schmuck-, Teppich- und Lederfabriken geboten wird, ist wirklich mit nichts zu vergleichen. Und trotz aller gegenseitigen Unterstützung haben wir schon starke Nerven gebraucht, um die aufdringlichen Verkäufer abzuwimmeln.
Dazu kam, dass unser Reiseleiter noch einige spezielle Shoppingtipps für uns wusste. Auf den Nepp in den Basaren (“ … gehört gute Freund …“), in einer Karawanserei (… sein arme Menschen …) und so weiter waren wir kaum vorbereitet.
Es gibt tatsächlich nur wenige Schnäppchen, die man bei solchen Gelegenheiten machen kann.
Und von diesen Verkaufsspannen leben die Händler, der Busfahrer, der Reiseleiter und was weiß ich, wer noch alles.

Vorteile dieser Billigreisen

Aber es ist natürlich nicht alles schlecht. Billigreisen dieser Art haben ihre Vor- und Nachteile.

• Sie sind nicht unbedingt so billig, wie sie scheinen. Aber wenn man vernünftig bleibt, währen sie eine preiswerte Möglichkeit, um eine interessante Reise zu erleben.
• Meistens hat man eine gut ausgebildetete, deutschsprachige Reiseleitung. Gerade in der Türkei leben etliche ehemalige Studenten aus Deutschland mit guten Sprachkenntnissen und Bildung.
• Man muss sich, ähnlich wie bei einer konventionellen Pauschalreise um nichts kümmern
• Alleinreisende finden unter Umständen sehr schnell Anschluss.

Nachteile von solchen Reisen

• Die ausgelobten Preise gelten nur zu bestimmten Zeiten und von bestimmten Flughäfen. Weicht man von diesen Vorgaben ab, wird es oftmals recht teuer.
• Es herrscht eine oft extreme Abzocke, der man sich nur schwer erwehren kann
• Man hat nur wenige Möglichkeiten einer individuellen Gestaltung
• Die Reisebusse erfüllen lediglich den Standard vor Ort. Auf längeren Routen wird das dann sehr unbequem.
• Oft werden die Flüge von kleineren Fluggesellschaften durchgeführt. Die Abflugzeiten können sehr ungünstig terminiert sein.
• Es kann vorkommen, dass es sich nicht um Direktflüge handelt, so dass die Gäste auf Zwischenlandungen umsteigen müssen.
• Ein häufiger Hotelwechsel gehört zum Konzept. Wir hatten damals drei Hotels in sieben Tagen bewohnt. Das kann anstrengend sein.
• Wenn man mit den anderen Mitreisenden nicht klar kommt, hat man ein Problem.

Die Frankfurter Allgemeine glänzt zu diesem Thema mit dem Selbstversuch eines Reporters aus dem Jahr 2013. Der Artikel versteckt sich hinter einer kleinen Paywall. Diese kannst du ganz leicht umgehen, wenn du dir einen kostenlosen Benutzeraccount zulegst. Es lohnt sich!

Mein Fazit zu den Billigreisen

Du planst einen zusätzlichen Trip in der Nebensaison?
Dann kann eine solche Billigreise ganz nett für dich sein. Wir haben damals wirklich viel gesehen und erlebt und gelernt – das möchte ich bestimmt nicht missen. Man muss sich aber mit den Gefahren und den Nachteilen von solchen Angeboten auseinander setzen und diese hinnehmen können.

Wenn dir eine solche Reise deinen wohlverdienten Jahresurlaub generieren soll, dann überlege es dir gut. Denn in diesem Fall solltest du kein Risiko eingehen, enttäuscht zu werden und keine Erholung zu erfahren. Bedenke: Billigreisen sind eines: billig.
Und das war dann letztendlich mit der Grund, warum wir nicht nach Zypern gefahren sind.

Wenn du preiswert urlauben möchtest, gibt es andere Möglichkeiten, um Geld zu sparen. Zum Beispiel, wenn du Last-Minute buchst und/oder gehypte Ziele vermeidest.

Hast du auch schon mal an solchen Reisen teilgenommen? Dann erzähle mal!

Vorschau auf die nächsten Artikel

Am Dienstag, den 24. Mai stelle ich dir hier einen spannenden dystopischen Thriller vor. In der folgenden Woche findest du auf MondYoga die Asana des Monats Juni.
Und dann habe ich noch eine Ankündigung zu verkünden. Und diese Ankündigung trägt den Arbeitstitel dreimaldrei. 

Was das zu bedeuten hat, erfährst du bald.
Demnächst.
Hier in diesem Theater.

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Text: Billigreisen – Abzocke oder interessantes Schnäppchen? ©sabienes-welt.de
Alle Fotos: Billigreisen – Abzocke oder interessantes Schnäppchen? ©sabienes-welt.de teilweise unter Verwendung eines kostenlosen Stockfotos von Canva.com