Website-Icon Sabienes Welt

Der Junge muss an die frische Luft – Der neue Hape Kerkeling

*Dieser Artikel enthält Amazonlinks*

Der Junge muss an die frische Luft! Sabiene war im Kino …

Recklinghausen in den 1970er Jahren. Der achtjährige Hans-Peter Kerkeling ist ein moppeliger, lieber Junge und ein kleiner Scherzbold.
Sein Vater ist als Monteur ständig unterwegs, seine Mutter kommt mit den Anforderungen des Alltags zunehmend schlechter zurecht. Dennoch wächst er glücklich und behütet im Kreise seiner Großfamilie mit Omas, Opas, diversen Onkeln und Tanten auf.
Nach dem Tod seiner Großmutter Änne verschlechtert sich der seelische Zustand der Mutter zusehends. Als sie nach einer Kieferhöhlen-Operation den Geruchs- und Geschmackssinn verliert, verlässt sie jegliche Lebensfreude. Nicht einmal Hans-Peter gelingt es mehr, sie mit seinen Späßen aufzuheitern. Gut, dass sein Opa ihn zu einer Wanderung in die Alpen mitnimmt. „Denn“ so erklärt er dem Vater, „der Junge muss an die frische Luft!“.
Letztendlich begeht die Mutter Suizid.
Doch der kleine Hape Kerkeling wird in dieser schweren Zeit von seiner Familie aufgefangen.

Hape Kerkeling

Hans-Peter „Hape“ Kerkeling, Jahrgang 1964, ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Komiker und gilt gerade im Rheinland als eine Art Nationalheiligtum.
Für eine erfolgreiche Karriere musste er ziemlich kämpfen, da sein eher einfacher, bodenständiger Humor nicht überall gut ankam. Aber als er 1991 von Rosa von Praunheim als homosexuell zwangsgeoutet wurde, hat ihm das weniger geschadet, als vorerst befürchtet. Und im Nachhinein bin ich sehr froh darüber.
Für seinen letzten großen Film zu dem gleichnamigen Bestseller „Ich bin dann mal weg“ gibt es hier einen Filmtipp von mir.

Der Junge muss an die frische Luft – Meine Meinung

Bei diesem Film handelt es sich um die Literaturverfilmung der gleichnamigen Autobiografie, die 2014 veröffentlich worden ist. Der sperrige Buchtitel hatte mich bislang genügend abgeschreckt, um das Buch nicht zu lesen. Wie ich in meiner Buchsprechung der Biografie von Michelle Obama bereits erwähnt habe, lese ich sowieso nicht gerne Biografien von lebenden Personen.
Ich habe auch befürchtet, dass „Der Junge muss an die frische Luft“ bloß ein Abklatsch von „Ich bin dann mal weg“ sein wird. Eine Art Remake, in der alles verwurstelt wird, was nicht zum Jakobsweg gepasst hat.
Aber weit gefehlt!

Die 1970er Jahre in Deutschland

Ich bin ja nur lächerliche fünf Jahre älter als Kerkeling und habe die damaligen Szenerien noch gut vor Augen. Es hat mich beeindruckt, wie minutiös die 1970er Jahre in diesem Film dargestellt wurden. Da stimmt einfach alles: angefangen beim ewigen blauen VW Käfer, der damals in jeder Straße stand, über die geruchsintensiven Pullis aus Kunstfaser, bis hin zu den unrasierten Achselhaaren der Frauen.
Tatsächlich bin ich ganz ähnlich aufgewachsen, wie Hape.
Nur ohne Pferd.
Und eine Großfamilie gab es auch nicht.

Die Großfamilie

Ohne die Unterstützung seiner überaus herzliche Großfamilie hätte es der Hape wohl nicht so weit gebracht. Deren Zusammenhalt ging über manches Kopfschütteln über den kleinen Kerl hinaus. Denn der Bub ist einer, der sich im Fasching als Prinzessin verkleidet und intensiv Kataloge mit Herrenunterwäsche betrachtet. (Ein Detail, das dem Autor wohl als sehr wichtig erscheint.)
Die Darstellung von diesem illustren Familienhaufen hat mir sehr gut gefallen.

Die Mutter

Ja, der Hape ist niedlich und macht lustige Späße.
Aber ein Großteil dieses Films besteht aus einer Persönlichkeitsstudie über eine hoffnungslos überforderten und einsamen Frau – Hapes Mutter. Margret (hervorragend gespielt von Luise Heyer) ist eigentlich eine fröhliche und liebevolle Frau. Aber sie zerbricht an dem Kampf gegen ihre Depressionen – etwas, was man in der damaligen Zeit noch weniger haben durfte, als heute.
Ich finde es positiv, dass dieses Thema hier aufgegriffen wird.

Julius Weckauf – Hape Kerkeling als Kind

Hape Kerkeling hat großes Glück mit den Leuten, die ihn selbst darstellen sollen.
In dem Film „Ich bin dann mal weg“ ist es dem Schauspieler Devid Striesow hervorragend gelungen, einen wandernden Schauspieler zu mimen. In „Der Junge muss an die frische Luft“ ist der kleine Julius Weckauf der Junge, der halt mal an die frische Luft gehen sollte.
Julius Weckauf scheint ein Naturtalent zu sein oder hat aus welchen Gründen auch immer ähnliche Gene wie Kerkeling. Den Namen sollte man sich merken. Man kann aber nur hoffen, dass dem Zwölfjährigen der Erfolg nicht zu Kopf steigt und er die nächsten Jahre noch fleißig die Schulbank drückt.

Fazit:

„Der Junge muss an die frische Luft“ ist ein kurzweiliger, interessanter und herzergreifender Film.
Ich bin immernoch nicht der allergrößte Fan von Hape Kerkeling, schon allein deswegen, weil ich seine Kunstfigur „Horst Schlämmer“ nicht lustig finde. Aber wenn Hape Kerkeling eine Gelegenheit bekommt, um Tiefe zu zeigen, nimmt er diese Chance wahr.
Das Buch zu dem Film werde ich mir nun doch kaufen.

Ihr seid noch nicht ganz überzeugt? Dann hilft euch vielleicht der Trailer bei eurer Entscheidung! Und ich kann euch versprechen, dass hier nicht die einzig guten Szenen zusammengeschnitten wurden.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Filmografisches zu dem Film: „Der Junge muss an die frische Luft“

Filmografisches zu „Der Junge muss an die frische Luft“

Die Buchvorlage zu dem Film:

(Alle Angaben ohne Gewähr)

***

Habt ihr diesen Film auch schon gesehen oder kennt ihr sogar die Buchvorlage?
Wie hat es euch gefallen?



Hinweis: Dieser Artikel erschien ursprünglich auf meinem Blog Sabienes Traumwelten.
Text: Der Junge muss an die frische Luft – Der neue Hape Kerkeling ©sabienes-welt.de
Alle Fotos: Der Junge muss an die frische Luft – Der neue Hape Kerkeling ©sabienes-welt.de

Zusammenfassung
Titel
Der Junge muss an die frische Luft - Der neue Hape Kerkeling
Beschreibung
"Der Junge muss an die frische Luft" ist die Verfilmung der gleichnamigen Biografie von Hape Kerkeling, in dem er seine Kindheit beschreibt
Autor
Die mobile Version verlassen