Der No-Bra-Trend, also die Entscheidung, auf einen Büstenhalter zu verzichten, ist eigentlich gar nicht so neu. Ich verfolge ihn in den diversen Fachzeitschriften schon seit zwei oder drei Jahren. Häufig werden solche Artikel mit Fotos von international anerkannten Schönheiten dekoriert, die ohne BH, aber mit halbtransparenter Bluse durch New York, London oder Mailand stolzieren.
Aber das Corona-Virus und das dadurch entstandene Arbeiten im Homeoffice macht diesen Trend nun alltagstauglich. Und während sich die Männer angetan in Boxer Shorts vor heimischen Arbeitsplatz lümmeln, entdecken ihre weiblichen Kolleginnen das bequeme Leben ohne Business-Kostüm und BH.
Es sei angenehmer, wenn nichts einengt oder gar zwickt, sagen die Verfechterinnen. In Deutschland, in Frankreich, in den USA und anderswo.
Inhaltsverzeichnis
Der Büstenhalter und der Feminismus
Als der Büstenhalter zu Beginn des letzten Jahrhunderts erfunden wurde, fand er unter den Frauenrechtlerinnen viel Beifall. Denn die Alternative bestand aus kiloschweren Korsetts, die den Frauen ein angenehmes Leben oft unmöglich machten. Sportliche Betätigung oder gar Wegrennen (wenn ein böser Angreifer des Weges kam) waren mit den Dingern schier unmöglich.
Während der sexuellen Revolution um 1968 herum wurden die Büstenhalter dann öffentlich verbrannt. Ich war damals noch zu jung, aber 10 Jahre später war es auch für mich absolut uncool, ein solches Teil zu tragen. Und wenn, dann durfte man von diesem Symbol des Patriachats nicht einmal einen Träger sehen. No-Bra als Gebot der Stunde.
Das war dann blöd für alle Mädels mit Oberweite und Spaghetti-Top.
Wenn ihr wisst, was ich meine.
Bra oder No-Bra – was ist gesünder?
Bequem oder unbequem, gesellschaftlich anerkannt oder verpönt. Wie ist es eigentlich gesünder: mit oder ohne BH?
Und da gibt es einiges an Fehlinformationen.
Hängebusen
„Ohne BH wächst dir ein Hängebusen!“ so wurde ich von meiner Mutter ermahnt.
Aber ob man einen Hängebusen bekommt oder nicht, hängt von anderen Faktoren ab: Gene, Oberweite, Bindegewebe, Anzahl der Schwangerschaften und mehr.
Und ab dem 35. Lebensjahr verlieren Bindegewebe und Haut automatisch an Elastizität.
Ebenso die gegenteilige Behauptung, nämlich dass ein BH die Brustmuskeln und Bänder schwächt und dadurch die Brüste der Schwerkraft nachgeben, stimmt nicht.
BH und Brustkrebs
Auch die Behauptung, dass durch das Tragen eines BHs die Entstehung von Brustkrebs befördern könnte, ist gottseidank nicht wahr.
Wahrscheinlich.
Die Untersuchungen zu dem Thema sind noch nicht so ganz eindeutig.
BHs sind unbequem
BHs können sehr unbequem sein. Aber ich verrate euch was: Wenn euch euer BH beim Tragen so stört, dass ihr froh seid, wenn ihr ihn wieder ausziehen könnt, dann müsst ihr ihn wegschmeißen! Denn ein guter Büstenhalter sollte euch nicht einengen, zwicken oder sonst wie unangenehm sein.
Achtet beim Kauf auf gute Qualität und Passform und lest meine Tipps in diesem Artikel.
Bin ich nun Team No-Bra oder nicht?
Wollt ihr wissen, welche Meinung ich zu Büstenhaltern und dem No-Bra-Trend habe?
Also, ich zu diesem Thema genau drei Meinungen:
- Nach 61 Jahren, zwei Schwangerschaften und glücklich überstandenen Wechseljahren wäre es ein Wunder, wenn meine Brüste noch die gleiche Form wie mit Zwanzig hätten. Ich hatte immer schon eine ausgeprägte Oberweite, aber nun ist sie altersgerecht größer und schwerer geworden. Mit anderen Worten: Es sieht nicht schön aus, wenn ich auf den Büstenhalter verzichte. Und ich fühle mich gerade beim Sport sehr unwohl – so ganz „oben-ohne“.
Slogans oder Hashtags wie #freenipples können mich überhaupt nicht erreichen. - Nach jahrelanger Erfahrung im Homeoffice kann ich nur jedem raten, sich auch dort ganz normal zu kleiden und nicht im Schlabber-Freizeit-Zeug herumzulaufen. Das gilt für Männer, wie für Frauen. Die Kleidung, die wir tragen, hat immer auch einen Einfluss auf unsere innere Einstellung zu dem, was wir gerade tun.
- Letztendlich halte ich den No-Bra-Trend für ein wenig verlogen und wenig dienlich für jegliche Befreiung der Frauen von irgendwas. Das ganze Thema ist wieder genauso indoktriniert, wie es damals in den 68ern gewesen ist und geht viel zu wenig auf die Individualität jeder einzelnen Frau ein.
Irgendeinen positiven Einfluss auf die Selbstbestimmung von Frauen kann ich bei diesem Trend überhaupt nicht erkennen.
Es sei jeder Frau selbst überlassen, ob sie einen Büstenhalter tragen möchte oder nicht.
Wenn ihr noch weitere Informationen sucht, dann empfehle ich euch diesen Artikel auf Women’sHealth.
Wie seht ihr das? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
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Text: No-Bra – Der BH-Boykott im Homeoffice (und nicht nur da) ©sabienes-welt.de
Alle Fotos: No-Bra – Der BH-Boykott im Homeoffice (und nicht nur da) ©sabienes-welt.de unter Verwendung eines kostenlosen Stockfotos von Pablo Heimplatz / Unsplash