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Die Farbe von Milch – Ein außergewöhnlicher Roman von Nell Leyshon

*Die Rezension zu dem Roman Die Farbe von Milch enthält Amazonlinks*

Die Farbe von Milch von Nell Leyshon – Eine Rezension

Marys Haare haben die Farbe von Milch.
Das Bauernmädchen kennt nur harte Arbeit – tagein, tagaus. Auf der Farm ihrer Eltern werden sie und ihre drei Schwestern dazu angehalten, ja keinem Müßiggang nachzugehen. Bei Ungehorsam drohen Schläge, gute Worte oder Lachen gibt es kaum.
Um einen Esser weniger zu haben, schickt sie ihr Vater zum Dorfpfarrer Mister Graham, um dort als Dienstmädchen zu arbeiten. Dessen Ehefrau ist schwer krank und benötigt Pflege und Gesellschaft.
Mary kommt in eine ihr fremde Welt. Denn in dem Pfarrhaus gibt es Bücher und Uhren! Außerdem erfährt das gewitzte junge Mädchen erstmals so etwas wie Anerkennung.
Als die Ehefrau stirbt, ist Mary plötzlich mit ihrem Lohnherren Mister Graham alleine. Er bringt ihr, die niemals eine Schule besucht hat, Lesen und Schreiben bei.
Aber nichts ist umsonst.

Die Autorin Nell Leyshon

Nell Leyshon, Jahrgang 1962, ist eine britische Dramatikerin und Autorin.
Ihr erster Roman Black Dirt erfuhr im englischsprachigen Raum etliche Anerkennungen. Der vorliegende Roman Die Farbe der Milch ist der erste, mit dem sie sich auch einem internationalen Publikum vorstellen kann. Ein weiteres Buch mit dem Titel Der Wald ist im März 2019 in Deutschland erschienen.
Nell Leyshon lebt in Dorset, Großbritannien.

Die Farbe von Milch – meine Meinung

Eigentlich wollte ich nach meiner Rezension Die Liebe im Ernstfall nicht wieder so bald eine Buchempfehlung schreiben. Aber dieser Roman hat ich mich dermaßen fasziniert, dass ich nicht anders kann.

Im Grunde ist die Story, die hinter diesem Buch steckt, trivial und wir haben ähnliches bereits hundertmal gehört oder gelesen. Wir wissen auch, dass das Leben um 1831 – denn in dieser Zeit findet die Handlung statt – nicht leicht gewesen ist. Die einfachen Leute hatten schwer zu arbeiten und Mädchen und Frauen waren mehr oder weniger rechtlos.

Das Besondere an diesem Buch ist aber der Schreibstil und dafür braucht man ein bisschen Mut. Als Leser, sowie als Autor.

Ein Leben im Tagebuchformat

Ihr müsst euch das so vorstellen:
Die Farbe von Milch ist in der Ich-Form geschrieben und dem Grunde nach eine Art Tagebuch oder Lebensbeichte.
Nun ist aber die Verfasserin noch relativ jung und hat erst kürzlich das Lesen und Schreiben gelernt. Das einzige Buch, in dem sie bislang gelesen hatte, war die Bibel. Dadurch rechtfertigt sich ein einfacher, schnörkelloser Stil, der mit einem Minimum an Zeichensetzung auskommt. Ein Beispiel aus diesem Buch:

„Man lebt nur einmal, sagte ich. Bald bist du tot und wenn du zurückblickst wird dir klar dass du ein ganz jämmerliches Leben hattest obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre.“

Im ersten Moment mag ein solcher Satz samt Aussage vielleicht ein wenig einfältig auf euch wirken. Aber in dem Zusammenhang mit der kompletten Erzählung ist dieser Stil unglaublich authentisch. Und die Aussage ist auf eine ganz bodenständige Art sehr weise.

Deswegen finde ich es sehr mutig von der Autorin, diese Mittel zu verfolgen. Und ihr als Leser müsst während der ersten Seiten auch sehr mutig sein, um weiterzulesen. Aber vielleicht geht es euch dann so, wie mir. Denn im Nachhall zu diesem Roman hatte ich das Gefühl, etwas sehr lyrisches gelesen zu haben.

Ein hartes Leben?

Mary hat auf der Farm ihrer Eltern ein hartes Leben. Und so richtig nett ist dort, abgesehen vom Großvater, auch niemand zu ihr. Im Haus der Grahams ist es sauber, ordentlich und warm und es gibt immer genug zu essen.
Dennoch hat Mary Heimweh, darf aber nicht zurück zu ihrer Familie. Zwischen den Zeilen lässt sich immer wieder eine Wut und Empörung herauslesen. Sie ist wütend und empört, weil ihr Vater sie einfach so an Mister Graham verschachert hat.
Und sie ist wütend und empört, weil sie wegen diesem verantwortungslosen Geistlichen zu Dingen gezwungen ist, die sie eigentlich gar nicht will.

Das Leben auf dem Bauernhof ist hart, aber es ist ihre Welt.

Und das Leben im Pfarrhaus ist unterm Strich viel härter und ausbeuterischer.

Happy End?

Es gibt am Ende des Buchs nur eine rationale Feststellung, aber kein Happy End.
Nicht für ein Mädchen, mit Haaren, die die Farbe von Milch haben.
Für Mary.
M.A.R.Y.

Fazit zu dem Buch: Die Farbe von Milch

Das Buch ist traurig und bedrückend. Der Stil ist sehr eigen und eigentlich weiß man relativ bald, wohin diese Geschichte mit der Dienstherrschaft führen wird. Dennoch ist dies einer der schönsten Frauenromane, die ich je gelesen habe und es erhält meine ganz uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bibliografisches:

Bibliografisches zu dem Buch: „Die Farbe von Milch“ von Nell Leyshon

(Alle Angaben ohne Gewähr)

***

Kanntet ihr das Buch schon?
Wenn ja, wie hat es euch gefallen?
Wenn nicht, würdet ihr es euch nun nach meiner Rezension kaufen?


Hinweis: Dieser Artikel erschien ursprünglich auf meinem Blog Frau Sabienes.
Text: Die Farbe von Milch – Ein außergewöhnlicher Roman von Nell Leyshon ©sabienes-welt.de
Alle Fotos: Die Farbe von Milch – Ein außergewöhnlicher Roman von Nell Leyshon ©sabienes-welt.de

Zusammenfassung
Titel
Die Farbe von Milch - Ein außergewöhnlicher Roman von Nell Leyshon
Beschreibung
Die Farbe von Milch ist ein aufrührender Frauenroman von Nell Leyshon, welcher im neunzehnten Jahrhundert spiel. Die Hauptfigur ist das Mädchen Mary. Außergewöhnlich ist der Stil des Buches, welches in einer naiven Tagebuchform geschrieben wurde
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