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Muttertag – Ein Gedenktag zwischen Kommerz und Nationalsozialismus?

Der Muttertag - Ein Gedenktag zwischen Kommerz und Nationalsozialismus?
„Ein Mutterherz, ein warmes Nest ist auf der Welt das Allerbest!“

Der Muttertag und ich werden wohl niemals richtige Freundschaft schließen.
Unser Missverhältnis begann schon in meinen Kindertagen. Nicht das ich mich nicht gerne und lieb bei meiner Mama bedankt habe. Aber am Muttertag fühlte ich mich immer sehr unter Druck gesetzt, denn für sie war dieser Gedenktag eine todernste Angelegenheit.
Später erfuhr ich die Hintergründe zu diesem Tag und begann, mir Gedanken zu machen.

Warum feiern wir überhaupt Muttertag?

Wer hats erfunden?

Angeblich lässt sich dieser Ehrentag bis auf den Attiskult in der Antike zurückverfolgen. Damals feierten die Menschen Rituale zu Ehren der Göttin Rhea und der Göttin Kybele und verehrten damit mütterliche, lebensspendende und nährende Prinzip. Im Zuge der Christianisierung geriet dieser Tag komplett in Vergessenheit. Aber dennoch fand er einen kleinen Nachklang in den Marienandachten, die mancherorts auch heute noch im Mai stattfinden.
Anfang des letzten Jahrhunderts führte die Amerikanerin Anna Marie Jarvis im Rahmen der aufkommenden Frauenrechtsbewegung den zweiten Maisonntag als Gedenktag für Mütter ein.
1914 wurde in den USA der Muttertag als Gedenktag offiziell eingeführt und 1923 in Deutschland – auf eine Initiative des Verbandes Deutscher Blumengeschäftsinhaber.
Im Dritten Reich verkam dieser Tag zu Propagandazwecken. Mit ihm sollten vornehmlich arische Frauen geehrt werden, wenn sie arischen Nachwuchs zur Welt brachten.

Der Muttertag ist kein staatlicher Feiertag, es existieren aber Übereinkünfte mit verschiedenen Industrieverbänden, diesen Tag zu bewerben.

Muttertag international

Wir stehen mit unseren Muttertagsfeierlichkeiten nicht alleine da. Denn er wird mit seinen Varianten international gefeiert. Irgendwie … und halt anders.

Ihr seht also, dass es hier ganz verschiedene Traditionen geben kann.

Was ich am Muttertag kritisiere

Für mich gibt es einige gute Gründe, diesen Ehrentag in den Müll zu schmeißen:

Was ist mit den Vätern?

Es ist ja schön und gut, wenn die Mütter an einem Tag im Jahr in den Himmel gehoben werden. Aber was ist mit den Vätern? Früher – gut … Da zogen die Papas in den Krieg oder umrundeten gerade das Kap Horn oder ließen sich volllaufen. Da war vielleicht der Bezug zu den Plagen nicht ganz so innig. Besonders früher waren oft die Mütter die wichtigsten Bezugspersonen für die Kinder. Aber inzwischen nehmen viele Väter ihre Rolle ganz anders wahr und bringen sich positiv in das Familiengeschehen ein.
Warum bleibt ihnen dann weiterhin lediglich die feucht-fröhliche Herrenrunde mit Bollerwagen an einem Vatertag?

Der Kommerz

Der Muttertag ist zu einem wichtigen Signal für Handel und Gastronomie verkommen. Auch in modernen Zeiten hält man es mit den Zuwendungen an Muttertag eher traditionell. Dabei versorgt man die Frau Mama tapfer mit Pralinen oder Parfümerieartikel oder Blumen. Die Geschenkeflut gipfelt dann in den obligatorischen Haushaltsgeräten – also das selbe Zeug, wie noch vor tausend Jahren.

Laut einer Umfrage wurde dies 2014 wie folgt gehandhabt:

(Bei dieser Umfrage waren Mehrfachnennungen möglich)

Blumen sind also der große Hit. Über die Hälfte geben dafür weniger als 20 Euro aus, bei einem Viertel waren es mehr als 20 Euro und ein weiteres Viertel kauft überhaupt keine Blumen.

Was das Geschäftliche angeht, ähnelt der Muttertag sehr dem Valentinstag.

Der Muttertag im Dritten Reich

Die nationalsozialistische Überhöhung der Mutterschaft zwecks Gewinnung von blonden, blauäugigen Ariern oder Kanonenfutter lässt mich zum Muttertagshasser werden. Und noch mehr: Viele Frauen haben sich hier einspannen lassen und im Kreißsaal auf das goldene Mutterkreuz am Band hingepresst.
Diese Närrinnen.

Dankbarkeit auf Knopfdruck

Dankbar zu sein ist für beide Seiten immer eine Gnade.
Seitdem ich Kinder habe, weiß ich, zu welchen Höchstleistungen man sich als Mama aufschwingt. Aber Dankbarkeit auf Knopfdruck, weil es im Kalender vermerkt ist? Was ist sie dann wert?

Aber was heißt das nun, wenn die Kinder nicht dankbar sein wollen? Weil man gerade gewichtige Meinungsverschiedenheiten miteinander hat. Oder weil man selbst mit Mütterlichkeit nicht viel am Hut hat. Muss man sich nicht Dankbarkeit immer wieder neu erarbeiten?

Müssen wir nicht auch unseren Kindern danken, weil sie uns immer wieder zum Nachdenken bringen? Weil sie uns zwingen, dass wir eingefahrene Muster, alte Prägungen überarbeiten?
Kinder müssen eigentlich ihren Eltern nicht dankbar sein. Sie haben hingegen ein Recht auf Liebe und Sorge, die sie dann an ihre eigenen Kinder wieder weitergeben.

So sehe ich das.

Keine große Freundschaft

Wie bereits eingangs erwähnt, sind wir keine großen Freunde. Aber ich genieße es durchaus, wenn meine Jungs an diesem Tag an mich denken. Immer! Und voller Rührung!
Denn sie kommen von selbst auf die Idee.
Ansonsten bin ich mit meiner kritischen Haltung zu diesem Tag nicht alleine, wie man in diesem Artikel im schweizerischen Tagesanzeiger lesen kann.

Und noch ein bisschen Statistik:

61 Prozent finden den Muttertag gut, 30 Prozent halten ihn für nicht notwendig und 9 Prozent ist dieser Tag egal.

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Wie ist eure Meinung dazu? Und wie sehen diejenigen unter euch, die keine Kinder haben, diesen Tag? Erzählt es mir doch mal!

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Text: Der Muttertag – Ein Gedenktag zwischen Kommerz und Nationalsozialismus? ©sabienes-welt.de
Alle Fotos: Der Muttertag – Ein Gedenktag zwischen Kommerz und Nationalsozialismus? ©sabienes-welt.de teilweise unter Verwendung eines kostenlosen Stockfotos von Marie Mathilda’s Shop / Creativemarket
Quelle: Statista

Zusammenfassung
Titel
Der Muttertag - Ein Gedenktag zwischen Kommerz und Nationalsozialismus?
Beschreibung
Was bedeutet eigentlich der Muttertag für uns? Warum feiern wir einen solchen Gedenktag überhaupt? Was hat das Dritte Reich mit dem Muttertag zu tun? Und welche Kritikpunkte gibt es noch?
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