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Federgrab – Ein Thriller von Samuel Bjørk (Kommissar Munch, Teil 2)

*Die Rezension des Thrillers Federgrab enthält Amazonlinks*

Federgrab – Ein Thriller aus Norwegen von Samuel Bjørk

Der Biologe Tom Petterson staunt nicht schlecht.
Eigentlich wollte er auf seinem Streifzug in einem Park nahe Oslo eine seltene Pflanze samt einem ebenso seltenen Käfer finden. Stattdessen entdeckt er dort die Leiche eines Mädchens. Die Tote ist sehr mager, liegt gebettet auf einer Menge von Federn und hält eine weiße Lilie in ihrem Mund.
Das Team um Kommissar Munch und Mia Krüger gehen bei diesem Anblick von einem Ritualmord aus. Aber warum ist die Tote so dünn und warum fand sich lediglich Vogelfutter in ihrem Magen? Und wie und warum verschwand sie aus einem Jugendheim?

Den entscheidenden Hinweis erhält das Team von einem Hacker, der ihnen ein beängstigendes Video zuspielt.

Samuel Bjørk

Samuel Bjørk ist das Pseudonym des norwegischen Autors und Songwriters Frode Sander Øien (Wie spricht man diesen Nachnamen aus?). Er wurde 1969 in Trondheim geboren und lebt nun in Oslo.
Mit dem Thriller „Engelskalt“ (Band 1 rund um die Kommissar-Munch-Truppe) katapultierte er in Rekordzeit auf Platz 1 der internationalen Bestsellerlisten.
Der dritte Teil mit dem Titel „Bitterherz“ erchien im Juni 2019.
Der Autor gibt sich im Netz sehr zurückhaltend. Aber immerhin hat er eine Facebook-Seite – in perfektem Norwegisch verfasst.

Federgrab – Meine Meinung

Bei dem vorliegenden Thriller fiel mir einmal wieder auf, dass die skandinavischen Kriminalbeamten anscheinend aus einem zusammengewürfelten Haufen von psychischen und physischen Wracks zu bestehen scheinen. Von Bergen über Helsingborg bis Stockholm scheint man an keinen Ermittler zu geraten, der nicht in hohem Maße alkohol-, drogen-, sex- und/oder tablettensüchtig ist. Fast alle schleppen sich mit schweren Kindheitstraumen und desolaten familiären Beziehungen herum.

Und überhaupt macht in den zuständigen Polizeistationen das Borderline-Syndrom die Runde. Es wird nächtelang nicht geschlafen, zum Aufputschen kippt man zwischendurch Unmengen Kaffee und Jägermeister. In den wenigen ruhigen Minuten wird über das tragische Ende zwischenmenschlicher Beziehungen vor rund zehn Jahren lamentiert.

Man sollte Personen, wie Mia, die zudem keinerlei Hilfe akzeptiert, keine Verantwortung für ihre Mitmenschen übertragen. Schon gar nicht sollte man sie in die Nähe von Schusswaffen lassen.

Das literarische Suchtverhalten

Dennoch kommen die Ermittler letztendlich zum Ziel (wenn auch auf dem Zahnfleisch) und fangen den bösen Mörder. Leider können sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, da sie während ihrer Nachforschungen ein dreiviertel ihres Monatsgehalts versoffen haben.

Hoffentlich passiert mir in meinem nächsten Skandinavien Urlaub nichts Schlimmes, so dass ich dort polizeiliche Unterstützung benötige.

Im Übrigens scheint das (literarische) Suchtverhalten nicht nur ein skandinavisches Problem zu sein und damit ein Klischee über lange, depressive Winternächte zu bedienen. Ich kenne auch keinen einzigen Tatort-Kommissar, der in einigermaßen soliden Verhältnissen lebt. Ich bin mir nicht sicher, warum man heutzutage ein solches Stilmittel einsetzt, denn diese problembehafteten Protagonisten stellen nicht unbedingt einen repräsentativen Querschnitt durch die Bevölkerung dar.

Sollte sich also jemand von euch mit Psychologie oder ähnlichem auskennen (von mir aus auch gerne Freudianer), dann würde mich eine Interpretation sehr interessieren.

Die Schönheit des Ritualmordens

Was mir aber bei dem Thriller Federgrab in Erinnerung bleiben wird, war die Schönheit der Inszenierung oder besser gesagt: Die Schönheit des Ritualmordens.
Ein junges Mädchen auf einem Bett aus Federn mit Lilie und Kerzen, die in Form eines Pentagramms angeordnet sind – dieses Bild hat wirklich was. Das würde sich sogar für eine Opernszene eignen.
Hier hat sich also der Autor reichlich Mühe gegeben. Auch der Hintergrund und die Geschichte des Täters waren interessant, wenn auch ein wenig unglaubwürdig.
Schade, dass das Buch über Seiten hinweg in einer tiefgreifenden Elegie versinkt, bei der ich mir als Mama ständig Sorgen um die Protagonisten machen musste.

Mein Fazit zu Federgrab:

An den ersten Band kommt das Federgrab leider nicht mehr ganz heran. Die familiären Verhältnisse und der gesundheitliche Zustand der Ermittler sind wirklich sehr besorgniserregend. Dazu  fragt man sich als Leser immer wieder, ob einem dieser Abgrund an privaten Elend überhaupt etwas angeht.
Zudem ist es für mich nicht plausibel, wenn dermaßen instabile Menschen noch in der Lage sind, neben all ihrer Probleme logisch zu denken und einen verzwickten Mord (Morde) aufklären sollen.

Das ist sehr schade und eine Verschwendung des erzählerischen Talents dieses Autors, der zudem gleichzeitig ein nicht gerade schmeichelhaftes Klischee über seine Landsleute manifestiert.

Wem könnte dieses Buch gefallen?

Wer hätte an diesem Buch keine Freude?

Bibliografisches zu dem Thriller „Federgrab“:

Bibliografisches zu dem Thriller „Federgrab“

(Alle Angaben ohne Gewähr)

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Kennt ihr auch die anderen Thriller aus der Reihe um Kommissar Munch? Sind sie euch zu brutal oder liebt ihr solche harten Thriller?


Hinweis: Dieser Artikel erschien ursprünglich auf meinem Blog Sabienes Traumwelten.
Text: Federgrab – Ein Thriller von Samuel Bjørk (Kommissar Munch, Teil 2) ©sabienes-welt.de
Alle Fotos: Federgrab – Ein Thriller von Samuel Bjørk (Kommissar Munch, Teil 2) ©sabienes-welt.de

Zusammenfassung
Titel
Federgrab - Ein Thriller von Samuel Bjørk (Kommissar Munch, Teil 2)
Beschreibung
Federgrab ist der 2. Band des norwegischen Thrillerautors Samuel Björk und kann mit seinem Vorgänger, dem Thriller Engelskalt nicht mehr ganz mithalten
Autor
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